Tesla- und SpaceX-Besitzer Elon Musk hat die Social-Media-Plattform Twitter final übernommen. Ein Deal, der weltweit bei Nutzern für massive Kritik sorgte. Offenbar zurecht, denn Musk schafft über Nacht Fakten. Er entlässt Mitarbeiter, führt Kosten für Funktionen ein, die vorher kostenfrei waren, und verprellt mit seinem Vorgehen auch Werbekunden und treue Nutzer.
Twitter steht, auch wegen seiner Verbindlichkeiten, mit dem Rücken zur Wand – und könnte an dem Deal zerbrechen.
In diese Lücke stößt nun das Social-Media-Projekt Mastodon. Wobei Mastodon keineswegs ein monolithisches soziales Netzwerk wie Twitter ist. Dennoch gibt es einige Parallelen in der Benutzung.
Inhalt
Was ist Mastodon?
Mastodon ist ein Social-Media-Projekt eines Deutschen, der schon 2016 mit Twitter so unzufrieden war, dass er kurzerhand ein Open-Source-Projekt entwickelt hat, das es heute mit dem amerikanischen Kurznachrichtendienst aufnehmen kann.
Im Gegensatz zu Twitter basiert Mastodon nicht auf einer zentralen Plattform, sondern besteht aus verschiedenen Servern (sogenannten Instanzen), die jede Person selbstständig betreiben kann. Diese Server bilden zusammen ein Netzwerk und interagieren miteinander.
Dieses Netzwerk nennt sich auch Fediverse (federated universe). Darunter fallen nicht nur Mastodon-Instanzen, sondern auch Instanzen mit Pixelfed (eine Open-Source Instagram-Alternative), Pleroma, Funkwhale und Castopod (beides Möglichkeiten Podcasts zu veröffentlichen). So kann man z.B. auf einer Mastodon-Instanz auch Accounts von Pixelfed-Instanzen folgen.
Meine Geschichte mit Mastodon
Mastodon ist mir erstmals 2018 begegnet und obwohl ich bis dahin weder viel Twitter noch andere Social-Media-Kanäle genutzt habe, hat mich das dezentrale Netzwerk von Mastodon von Anfang an begeistert. Als ich mir einen eigenen Account bei Mastodon.social zugelegt habe, traf ich auf einen anderen interessierten Bremer, mit dem ich gemeinsam eine eigene Instanz für den Norden gründete. norden.social war geboren – und wächst seitdem rasant. Im November 2022 zählte norden.social mehr als 9000 Accounts.
Die meisten neuen User konnten wir im April (Ankündigung der Twitter-Übernahme durch Elon Musk) und Oktober 2022 (finale Twitter-Übernahme von Musk) gewinnen. Der Twitter-Kauf hat auch viele Behörden und Prominente umdenken lassen. Mittlerweile gibt es einige bekannte Gesichter, ganz volksnah auf Mastodon. So findet man z.B. Jan Böhmermann, diverse Politiker und zahlreiche Bundesbehörden auf verschiedenen Mastodon-Instanzen.

Welche Chancen bieten sich für Firmen, Marken und Institutionen?
Aktuell scheint auf Mastodon alles möglich zu sein! Es herrscht eine Aufbruchstimmung, vergleichbar mit dem frühen Internet. Auf der dezentralen Plattform lässt sich jetzt in kurzer Zeit eine große Followerschaft aufbauen und das eigene Image präsentieren, ohne dass man vom Algorithmus ausgebremst wird. Anders als bei Twitter.
Jetzt ist die Chance, auch für kleine Firmen, sich optimal zu positionieren und den frischen Wind mitzunehmen, der aktuell auf Mastodon herrscht.
Was heißt das konkret? Ich würde jeder interessierten Firma, Marke, Gesellschaft oder staatlichen und nicht-staatlichen Institution raten, sich einfach einen Account anzulegen und Mastodon zu testen. Es lässt sich ähnlich einfach benutzen wie Twitter, bietet aber auch den Vorteil eines lokalen Feeds, um z.B. konkret Menschen aus dem Norden (bei norden.social) anzusprechen.
Ich bin überzeugt davon, dass es neben privaten Nutzern auch Institutionen, Marken und Firmen braucht, damit eine Plattform erfolgreich funktioniert. Dabei geht es keineswegs um monetären Erfolg, sondern darum langfristig und nachhaltig erfolgreich zu sein.
Minütlich melden sich neue Nutzer bei Mastodon an. Damit sie auch bleiben, sind etablierte und bekannte Accounts von Firmen, Marken, Institutionen und Menschen aus dem öffentlichen Leben notwendig. Sie verschaffen der Plattform ihre Relevanz.
Darüber hinaus kann auch jeder eine eigene Instanz erstellen. Das ist zwar mit etwas Wartungsaufwand verbunden, bietet aber auch eine gewisse Hoheit über die eigenen Daten und Accounts. So könnten Firmen und Marken auch eigene Mastodon-Instanzen für ihre Mitarbeiter erstellen. Bundesbehörden nutzen Mastodon aktuell genau so. Auch Instanzen von politischen Parteien existieren bereits.
Welche Möglichkeiten bieten sich für Agenturen auf Mastodon?
Was das für Agenturen bedeutet? Sie können den Mastodon-Hype aktiv nutzen, um Kunden eine Twitter-Alternative zu präsentieren und einen weiteren Content-Kanal anzubieten, über den sich wunderbar Beziehungen zu Kunden pflegen lassen. Zum Beispiel bietet WordPress auch ein Activity-Pub-Plugin, mit dem sich Inhalte der eigenen Seite schnell auch auf Mastodon publizieren lassen.
Der große Unterschied zu Twitter besteht auch darin, wie Mastodon Inhalte anzeigt. Bei Twitter gibt es einen Algorithmus, der nicht öffentlich einsehbar ist. Das heißt, keiner weiß genau, wie dieser funktioniert. Postet man etwas, kann es auch sein, dass die eigenen Follower das gar nicht sehen.
Bei Mastodon gibt es das nicht. Dort werden Beiträge chronologisch angezeigt und Follower sehen genau das, was sie sehen sollen. Bietet man interessante Inhalte, gewinnt man schnell Follower und Reichweite.
Auch kann niemand, mit mehr Werbebudget, eine größere Reichweite aufbauen. Unter Mastodon gibt es keinen paid content und auch keine Werbekunden. Ein Vorteil also für organisches Wachstum und echte Followerbindung.
Mastodon SEO
Die SEO-Szene hat Mastodon mittlerweile als ernsthafte Twitter-Alternative für sich entdeckt. John Mueller und Martin Splitt (beide im Google-Search-Team) sind schon da, Blogs wie SEO Südwest auch. Es gibt sogar eine Instanz die sich dem Thema SEO widmet.
Mastodon Inhalte werden von Google indexiert und seit kurzem sogar in Google Discover ausgespielt. Damit wird Mastodon ähnlich relevant für Google wie Twitter. Man muss das eigene Profil zum Indexieren durch Suchmaschinen allerdings erst freigeben. Andernfalls steht das eigene Profil sowie die Posts, auf noindex und werden folglich von Google nicht indexiert.
Links aus Mastodon sind immer nofollow, weswegen sich diese nicht für das Aufbauen von Backlinks eignen. Auch wenn Google diesen wenig Gewichtung beimisst, kann man darüber Leser und Kunden auf eigene Angebote lotsen.
Hashtags funktionieren bei Mastodon genauso wie man das von Twitter kennt. Da aber kein Algorithmus Beiträge ausbremst, verbreiten sich Inhalte auch ohne große Mühe und Ausgaben. Reichweite lässt sich so, einfach aufbauen.
Eigene Mastodon Instanz für Firmen oder Agenturen
Wenn man sich bei Mastodon nicht von einer Instanz abhängig machen möchte, kann man sich auch eine Instanz anlegen. Dabei gibt es ein Spektrum von Möglichkeiten. Eine Mastodon Instanz nur für die eigene Agentur oder Firma oder auch für Angestellte und Kunden. Dabei kann man auf Hosting-Services setzen, welche die Instanz warten und absichern, oder man setzt selber eine eigene Mastodon Instanz auf. Das ist natürlich ungleich schwerer, da es einiges technisches Know How erfordert und auch Backups und Updates der Instanz mitgedacht werden müssen. Je nach Anzahl der Nutzer, kann das auch schnell teuer werden. Bei Fragen zum selber Hosten einer Mastodon Instanz helfen wir natürlich gern weiter.
Mittlerweile sind auch Medien-Schwergewichte wie Heise, t3n, Medium.com auf Mastodon mit eigener Instanz unterwegs. Auch die Mozilla Foundation schaut sich die Entwicklung genau an und erwägt eine eigene Instanz für seine Nutzer (Firefox und Thunderbird).
Von Twitter zu Mastodon
Von Twitter zu Mastodon umziehen…geht das? Ja! Es gab lange Zeit Tools wie Movetodon oder Fedifinder, diese funktionieren aber leider nicht mehr, da Twitter die kostenfreie Nutzung der eigenen API eingestellt hat.
Trotzdem kann man aber dennoch sehr leicht von Twitter zu Mastodon umziehen. Am besten man sucht sich einen Handle der ähnlich oder gleich zu dem auf Twitter ist. So finden Follower das eigene Profil schnell wieder und selber kann man auch so nach Accounts suchen, denen man schon auf Twitter gefolgt ist.
Was auch helfen kann, ist eine Funktion von Mastodon. Man kann Listen von Accounts exportieren, denen man folgt. Das ist immer dann praktisch, wenn man in bestimmten Bubbles unterwegs ist. So gibt es Listen von z.B. SEOs die man in Mastodon importieren kann, und man folgt automatisch SEOs, die auch den Weg zu Mastodon gefunden haben.
Warum man an Mastodon langfristig nicht vorbeikommt
Vielleicht übersteht Twitter die Kapriolen. Möglicherweise kehren auch viele Nutzer wieder zurück. Dennoch ist der Mikroblogging-Dienst angeschlagen. Jede unbequeme Entscheidung Musks, könnte eine erneute Abwanderungswelle lostreten.
Mastodon hat unschlagbare Vorteile gegenüber Twitter. Mastodon ist flexibler. Es lässt sich schneller verändern. Instanzen können dennoch entscheiden, welches Update sie wie implementieren. Man gibt also die Richtung vor, aber zwingt niemanden in ein Korsett wie bei einem sozialen Netzwerk wie Twitter.
Auch kann man seinen persönlichen Mastodon-Account jederzeit auf eine andere Mastodon-Instanz umziehen oder sogar eine eigene, private Instanz hosten. Man ist also weniger abhängig.
Eugen Rochko, der Gründer und CEO der Mastodon gGmbH mit Sitz in Berlin, hat zudem strategisch die Weichen klug gestellt. Mit einer Finanzierung durch den Bund wurden Designer engagiert, denen mit der offiziellen Mastodon-App ein Geniestreich gelungen ist.
Die Mastodon App ist in Sachen Optik der von Twitter überlegen. Es ist eine erfrischend klare und kompakte App, die alles bietet, was der Twitter-Umsteiger sucht und braucht. Auch die Weboberfläche wird in den nächsten Versionen angeglichen.
Mastodon gewährt eine Flexibilität, die man bei Twitter vergeblich sucht. Denn auch andere Apps für mobile Geräte und Desktops werden natürlich weiter unterstützt. Gerade das ist der Unterschied zu restriktiven und rigiden Netzwerken wie Twitter und Facebook. Sie werden langfristig an Boden verlieren, wenn solche offenen und funktionalen Alternativen zur Verfügung stehen.
Und diesmal ist die Alternative sogar „Made in Germany“, ein Produkt der Europäischen Union – und kann nicht einfach von einem Milliardär gekauft und grundlegend verändert werden.
PS: Uns findet ihr natürlich auch auf Mastodon. Dafür einfach dem Link im Footer folgen.
FAQ Mastodon und das Fediverse
Was ist Mastodon?
Mastodon ist eine Open-Source-Software für einen Kurznachrichtendienst ähnlich wie Twitter. Der Unterschied zwischen Twitter und Mastodon liegt aber darin, dass es bei Mastodon keine zentrale Instanz gibt sondern verschiedene Instanzen, bei denen man sich anmelden kann, und die miteinander verbunden sind.
Was ist eine Mastodon Instanz?
Eine Mastodon Instanz ist ein Webserver, auf dem die Mastodon Software läuft. Diese ist Open-Source und lässt sich frei herunterladen und nutzen.
Jeder kann eine eigene Mastodon-Instanz erstellen und entscheiden, ob er diese öffentlich freigibt, nur für Freunde und Familie nutzt, oder diese sogar nur für sich selber erstellt.
Dennoch kommunizieren alle Mastodon Instanzen miteinander, so sieht man dann trotzdem Nachrichten von anderen Instanzen und kann damit interagieren.
Welcher Instanz bei Mastodon soll ich beitreten?
Das kommt drauf an. Es gibt Instanzen für spezielle Interessen wie Musikrichtungen, Jura, Computer und Open Source. Es gibt aber auch Instanzen für Regionen und Städte. So kann man z.B. norden.social beitreten, wenn man aus dem Norden kommt, oder sueden.social wenn man aus dem Süden kommt. Es gibt aber auch Instanzen wie darmstadt.social und andere.
Es gibt aber auch generelle Instanzen, die für jeden etwas bieten.
Eigentlich spielt das aber keine große Rolle. Es lassen sich allen Accounts im Fediverse folgen. So kann ein Nordlicht auf norden.social auch einem Account auf sueden.social folgen und umgedreht.
Man muss nicht der selben Instanz beitreten um miteinander zu kommunizieren!
Was ist das Fediverse?
Fediverse ist ein Kofferwort für federated universe, also einem föderierten Universum. Dort kommunizieren nicht nur Mastodon Instanzen sondern auch Instanzen von anderen Fediverse Clients wie Pleroma, Pixelfed, Castopod, Funkwhale und mehr.
Ein Vorteil des Fediverse ist es, dass man auch auf einer Mastodon Instanz Accounts folgen kann, die auf anderen Fediverse Instanzen wie einem Pixelfed Server liegen.
Welche App für Mastodon?
Es gibt für Mastodon mehrere Apps. Das ist auch ein Unterschied zu Twitter. Mastodon ist dahingehend sehr offen, dass man sich für den Client mit dem Mastodon nutzt, selber entscheiden kann.
Ich zum Beispiel nutze die offizielle App von Mastodon. Diese ist etwas aufgeräumter und schicker. Das sieht aber nicht jeder so. Es fehlt zum Beispiel auch die föderierte Zeitleiste. Das stört mich aber nicht, da diese sowieso in einem Tempo durchrauscht, dass man davon wenig aktiv mitbekommt.
Es gibt eine handvoll Apps wie z.B.: Tusky, Fedilab und Co. die sowohl mehr Einstellungen und Möglichkeiten mitbringen.
Wer keine App installieren möchte, kann auch die mobile Browser-Ansicht nutzen. Diese lässt sich als PWA (Webapp) auf dem Bildschirm ablegen und kann Benachrichtigungen anzeigen.
Am Desktop kann man sowohl die Browser-Ansicht nutzen, als auch diverse Apps, um Mastodon zu nutzen.
Wer steckt hinter Mastodon?
Mastodon wurde von dem Programmierer Eugen Rochko entwickelt. Aus Unmut über Twitter, begann er die Arbeit an Mastodon. Der Name Mastodon stammt dabei von einer Metal-Band, dessen Fan Eugen ist.
Mittlerweile gibt es eine gGmbH und diese hat ihren Sitz in Berlin. Zum Teil wird die Entwicklung von Mastodon durch den Bund gefördert.
Mittlerweile arbeiten diverse Entwickler an Mastodon. Auch durch Spenden lässt sich die Weiterentwicklung unterstützen.
Was kostet Mastodon?
Die Nutzung von Mastodon kostet erst einmal gar nichts. Dennoch gibt es Instanzen, die man mit freiwilligen Spenden unterstützen kann.
Auch die Entwicklung von Mastodon lässt sich mit freiwilligen Spenden unterstützen.
Eine eigene Instanz von Mastodon kostet je nachdem wie viele Benutzer diese hat. Für eine Person, sind das nicht mehr als 5-10€ im Monat.
Wer nutzt Mastodon?
Mastodon existiert seit 2016. Seitdem gibt es Nutzer, die darauf umgestiegen sind oder es parallel zu Twitter nutzen.
Seit der Übernahme Twitters durch Musk, erlebt Mastodon ein regelrechten Aufschwung und ein Anstieg der Nutzerzahlen. Mittlerweile gibt es sowohl prominentere Nutzer wie Jan Böhmermann als auch staatliche Stellen und Institutionen, die auf Mastodon vertreten sind.
Wie meldet man sich bei Mastodon an?
Auf der Website https://joinmastodon.org/de kann man sich mit wenigen Klicks eine Instanz aussuchen, auf der man ein Konto erstellen möchte. Zur Auswahl stehen Instanzen für bestimmte Interessen (Computer, Musikrichtungen, Spiele), Instanzen für bestimmte Regionen (Nord- und Süddeutschland, Berlin, Dresden) oder auch generell Instanzen. Dort wählt man sich eine Instanz aus und legt dort ein Konto an.
Man kann aber dennoch mit allen Accounts auf anderen Instanzen kommunizieren und interagieren. Das heißt, nur weil ein Freund auf mastodon.social ist, muss man dort nicht auch ein Account anlegen, sondern kann sich auch ganz leicht auf einer anderen Instanz anmelden und mit dem Freund auf mastodon.social interagieren.
Bei der Auswahl sollte man auch darauf achten, wie ausgelastet eine Instanz ist. Manche Instanzen sind sehr ausgelastet und deswegen manchmal etwas träger in der Benutzung.
Mastodon Server betreiben?
Wenn man eine eigene Mastodon Instanz / einen eigenen Mastodon Server betreiben möchte, gibt es mehrere Möglichkeiten. Es gibt diverse Hoster die einem Wartung und Updates abnehmen. Das ist in der Regel aber teurer.
Da Mastodon Open Source ist, kann man aber auch selber einen Mastodon Server erstellen und betreiben. Mit etwas Fachwissen ist das auch schnell gemacht. Darüber hinaus sollte man sich aber mit Themen wie Wartung, Backups und Updates von Mastodon sowie dem darunterliegenden Betriebssystem beschäftigen.
Bei Fragen stehen wir als Agentur natürlich zur Verfügung!